22.10.2022

Reihen wir uns ein in die Friedensgebetskette  - Ökumenisches Friedensgebet




VL

 

Haidlfing. In die St. Laurentius Pfarrkriche hatte am Donnerstagabend der KDFB zu einem „Ökumenischen Friedensgebet“ eingeladen. Vom Vorstandsteam begrüßte Ruth Waas die Anwesenden und freute sich über den guten Besuch. Gebetstexte in Deutsch und Ukrainisch wurden verteilt. „Seit März treffen wird uns zum Deutsch lernen hier im Pfarrheim und ich bin erstaunt über die Disziplin der Flüchtlinge“.

Die Ukrainerin Anna berichtete in Deutsch über das Schicksal ihrer Familie. Sie wohnten in Zaporizhya Südosten des Landes. „Als wir am Morgen des 24. Februars um 5.20 Uhr eine gewaltige Explosion hörten, wussten wir, das ist der Beginn des Krieges. Zehn Tag verbrachten wir anschließend ununterbrochen im Keller. Mein Mann und mein ältester Sohn mit 19 Jahren überredeten uns, wegzugehen. Ich fuhr mit meinen drei jüngeren Kindern im Alter von sieben, neun und elf Jahren zu unseren Eltern. Für eine Strecke, die früher mit dem Auto drei Stunden dauerte, brauchten wir 22 Stunden. Am Anfang meiner Reise hatte ich nicht die Absicht, die Ukraine zu verlassen. Aber auf dem Weg wurde mir klar, dass es dort keinen sicheren Orte gibt. Jedoch Gott war immer bei uns. Eine Freundin aus Passau hatte uns benachrichtigt zu ihr zu kommen. Wir erlebten auf unserem Weg viel Stress und Aufregung. Da waren Zerstörer, die über uns hinwegflogen, bei deren Lärm man nicht weiß, was man tun soll. Wir befanden uns in einer Autokolonne mit Menschen, die wie wir ihre Heimat verlassen hatten. Da waren Straßensperren, Explosionen, Gott sei Dank haben sie uns nicht getroffen. Erschrocken beschlossen wir, nur kleine Straßen zu nutzen und lieber durch viele kleine Dörfer zu fahren.  Freunde, die das Land verteidigen wollten, empfahlen uns dringend, sich an einen sicheren Ort zu begeben. So flüchteten wir über Moldavien, Rumänien, Ungarn. Insgesamt etwa 2.000 Kilometer. Unterwegs erhielten wir die Nachricht aus aus Passau, dass sie uns nun nicht empfangen können, da sich anderer Besuch angemeldet hatte. Wir fuhren einfach nach Passau hinein und näherten uns dem Zentrum, in dem Menschen aus der Ukraine aufgenommen werden. Damals war es geschlossen. Ich wandte mich an die Leute und bat sie, die Polizei zu rufen und mir zu sagen, was zu tun sei. Deshalb wurden wir nach Deggendorf geschickt. Dort verbrachten wir eine Nacht und kamen in eine Pension in Simbach. Tolle Leute, toller Ort. Eine Sache war schwer, die Kirchenglocken zu hören. In der Ukraine übernehmen die Kirchenglocken die Funktion einer Sirene, denn nicht alle Dörfer haben Sirenen. Mit der Zeit nahmen uns Irma Friedbeger und Reinhard Lenz auf. Wir sind ihnen sehr dankbar. Als wir von zu Hause weggingen, dachten wir, es würde nicht lange dauern, zwei oder drei Wochen. Wir konnten nicht glauben, dass dieser Horror in der heutigen, fortschrittlichen Welt geschah. Wo die Menschen gelernt haben, ohne Gewalt und schreckliche Raketen, Bomben zu verhandeln und sich zu verstehen.

Dank Ihrer Bemühungen und Hilfe kehrt das Leben zu uns zurück. Wir haben Stress, wir weinen viel, wenn niemand zusieht, wir machen uns schreckliche Sorgen um unsere Familienfreunde und unsere ganze Ukraine. Trotzdem ist der Wunsch, Mensch zu sein, zu uns zurückgekehrt: gebildet zu werden, unsere Fähigkeiten zu zeigen und uns zu behaupten. Ich habe nicht genug Worte, um Ihnen für das herzliche Verständnis und die Unterstützung zu danken, die wir erhalten haben. Solange ich lebe, werde ich Deutschland, Ihnen, meine Lieben, und Ihrer Regierung dankbar sein. Wir können viel von Ihnen lernen. Möge Gott Frieden und Ruhe auf Erden schenken“.

Gebete, Fürbitten und das Vaterunser wurden in beiden Sprachen gesprochen. Lichter wurden entzündet und gemeinsam zum „Neuen Friedhof“, zum „Fischerkeurz“ und zum Kriegerdenkmal gezogen. Auch dort wurden Gebete gesprochen. Ruth Waas bedankte sich für das Kommen und Mitbeten „Mögen uns die Gedanken über den eigenen inneren Frieden auf unserem Nachhauseweg und in der Begegnung mit unseren ukrainischen Flüchtlingen begleiten“.

Fotos. Oleksandra, Sophie, Elia, Anna und Yuliia sangen ein Lied in ukrainischer Sprache.

Mit Lichtern wurde zum „Neuen Friedhof“ gezogen und dort gebetet.


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